Das Escher Thörlein in der Wassertor-Vorstadt Isny

Roland Manz

In den Türmen von Isny widerspiegeln sich die ganze Größe und Vielfältigkeit der Isnyer Geschichte. Eine Serie soll die einzelnen Türme vorstellen.

Isny erreichte durch seine große Vergangenheit als Handels- und Handwerkerstadt einen weithin wohlklingenden Namen in der reichsstädtischen Zeit. Nicht zuletzt wird das Aussehen der Stadt schon von weitem durch die prächtigen Türme bei der Anreise für jedermann sichtbar.

Entstanden sind die verschiedenen Türme durch die oft wechselhafte und stürmische Geschichte in Isny. In der Zeit als Freie Reichsstadt, von 1365 bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806, war die Reichsstadt für ihre Verwaltung und Sicherheit eigenständig verantwortlich. Dabei half auch der Zusammenschluss mit anderen Reichsstädten die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und zu stärken. Aber die Lasten für den Bau und die Unterhaltung einer Stadtmauer und der notwendigen Türme zur Verteidigung lag auf den Schultern der kleinen, aber wirtschaftlich erfolgreichen Reichsstadt. Der gesamte Warenverkehr mit seinen Zöllen und sonstigen Abgaben konnte an den vier Stadttoren mit ihren Türmen für den ummauerten Teil der Reichsstadt geregelt und kontrolliert werden. Erst als Isny zum Königreich Württemberg geschlagen wurde waren die beiden Sonnwend-Tortürme, das Obertor und das Bergtor, aber auch das Escher Thörlein in der Wassertor-Vorstadt funktionslos und behinderten die Hauptzugangsstraßen zur Stadt. So wurden sie kurzerhand abgebrochen.


Escher Thörlein
Für die Wassertor-Vorstadt mit dem nicht unbeträchtlichen Anteil an Isnyer Handwerkern, wie den Webern. Gerbern, Töpfern und Färbern musste an der Zugangsstraße ein eigenes Tor gebaut werden um für Sicherheit der dort lebenden Bürger und die Belange des Warenverkehrs zu sorgen. In einer Urkunde des reichsstädtischen Archivs in Isny wird 1470 [1] erstmals das „neue Tor“ im Zusammenhang mit der Wasserverteilung des Kehlbachs (Quellbach), der da hindurch rinnt, erwähnt. Auch wird in der Zinsliste des Klosters ein Haus in der Vorstadt beim „nüwen Thörly“ schon im Jahre 1473 [2] beschrieben.

Bild 1 - Roland Manz: J. Morell 1664. Wassertor-Vorstadt Isny

Bild 2 - Roland Manz: J. Morell 1664

Das Aussehen des Turmes sieht dem heute noch vorhandenen Wasserhaus des Klosters in der Kastellstraße aus dem Jahre 1751 sehr ähnlich. Den Dachaufsatz des Turmes könnte ein Wasserbehälter enthalten haben, der die beiden nahegelegenen Hauptbrunnen der Wassertor-Vorstadt am Annaplatz und beim Gasthaus Engel mit Wasser versorgt hat. [3] Damit konnten diese als Säulenbrunnen mit Trog betrieben werden. Der Hochbehälter wurde vermutlich durch eine mit einem Wasserrad getriebene Pumpe befüllt – wie dies vom klösterlichen Wasserhaus her bekannt ist. Der Kehlbach lieferte hier das notwendige Triebwasser.

Bild 3 - Roland Manz: Ausschnitt aus der Stadtansicht Isny. Ansicht nach Tobias Eberz 1671 mit den Hauptbrunnen der Wassertorvorstadt. Stadtmuseum Isny.

Bild 4 - Roland Manz: Restaurant Osteria la Vigna.

Den Namen hat das Tor vermutlich von den angrenzenden Esch-Gebieten erhalten. Hier grenzen das Untere Esch und das Mittel Esch aneinander. Heute noch ist der Standort des Escher Thörleins am abgeschrägten Giebel des italienischen Restaurants Osteria la Vigna zu sehen an dem es angebaut war.

Das Tor wurde 1811 abgebrochen. Bei der Landesvermessung wird es als „abgebrochenes Oescheithörlen“, Besitzer die Stadtpflege, Geb. Nr. 189, beschrieben. [4]

Nachweise
[1] KAMMERER, IMMANUEL, PIETSCH, F: Die Urkunden des frühen reichsstädtischen Archivs Isny bis 1550. S. 57, Nr. 350.
[2] VIETZEN,H. WEITNAUER A: Zinslisten des Klosters Isny vom 13. bis 15. Jahrhundert, 1939; S.45.
[3] Verzeichnis der Brunnen, 18. Jh. Stadtarchiv Isny Fasz. 1099 Ortsgeschichte.
[4] VINCENZ, A.R.: Chronik der Stadt Isny im Allgäu. 1854; S. 86. PRIMÄRKATASTER ISNY 1830, Bl. 106.